Brillant und brisant, sachkundig und scharfzüngig. Michaela Dudley entführt ihre Lesenden auf eine bewegende Exkursion, die ihnen nicht nur die verzweigten Facetten des Rassismus vor Augen führt, sondern sie auch in die Gefühlswelt der Opfer und der Täter*innen eintauchen lässt. Unterdessen packt sie das Übel White Supremacy unerbittlich an den Wurzeln. Die penibel dokumentierte Reise, die gleichsam durch Dixieland, Deutschland und darüber hinausführt, setzt sich aus historischen Ereignissen und heutigen Erlebnissen zusammen. Diese Reise bereichert die Autorin (Jahrgang 1961), indem sie sowohl persönliche Erinnerungen als auch praxisorientierte Erkenntnisse liefert.
Im „Schatten der Freiheitsstatue geboren“, erlebte und überlebte Dudley die staatliche Segregation am eigenen Leibe. Afroamerikanische Apartheid, „Jim Crow“ und das für die durch die US-Südstaaten reisenden Schwarzen unerlässliche Green Book sind Teile ihres Erfahrungsschatzes. Dudley lernte auch das geteilte Deutschland früh kennen. Grenzen, Mauern. So besitzt sie ein geschichtliches Fundament, das für viele, besonders jüngere Rassismuskritiker*innen noch unbetretenes Terrain ist. Dank ihrer Detailbesessenheit und ihres dichterischen Vermögens macht sie dieses Terrain aber allen zugänglich. Jegliches Kapitel ist eine eigenständige literarische Abhandlung, die wiederum als Mosaikstein einer Masterclass fungiert. Mit Themen wie Blackfacing und Colorism geht sie tief unter die Haut. Sie schleicht sich über die Schlachtfelder des Sezessionskrieges und durch die Kolonien des Kaiserreiches. Mit ihren „Wokeshop“-Themen Othering und Unconscious Bias veranschaulicht sie ungeahnte Dimensionen der Diskriminierung. Als Storytellerin fesselt sie mit dem spannenden, generationenübergreifenden Griff Schwarzer Hände nach der Emanzipation.
Michaela Dudley
Michaela Dudley (Jahrgang 1961), eine Berlinerin mit afroamerikanischen Wurzeln, ist Kolumnistin, Kabarettistin und Keynote-Rednerin. Ihre wortgewandte sozialkritische Kolumne „Frau ohne Menstruationshintergrund“ erscheint regelmäßig in der TAZ. Außerdem schreibt sie für den Tagesspiegel, das LGBTQ-Magazin Siegessäule sowie für Missy und Rosa Mag und ist so gleichsam im Milieu und im Mainstream unterwegs. Die Blacktivistin, Queerfeministin und gelernte Juristin (Juris Dr., USA) setzt sich facettenreich für die Würdigung der Vielfalt ein.
Als „Diva in Diversity“ reüssierend, referiert sie und leitet Workshops mit intersektionalen Ansätzen gegen Diskriminierung. Dabei arbeitet sie mit der Deutschen Bahn, dem Mitteldeutschen Rundfunk, der Führungsakademie der Bundesagentur für Arbeit und dem Goethe-Institut zusammen. 2021 war sie Talkgästin im James-Murua-Podcast über Schwarze und afrikanische Literatur, einem Projekt des Auswärtigen Amts und der Frankfurter Buchmesse. In Fernsehsendungen wie Kulturzeit (3Sat/ZDF) und Brisant (ARD) kommentiert sie brandaktuelle Themen. Ihr satirisches, mit Eigenkompositionen untermaltes Kabarettprogramm heißt „Eine eingefleischt vegane Domina zieht vom Leder“.
2021 erschien sie als Fashion Model in der Pride-Kampagne von GAP und Zalando, ihr Fotoshooting wurde durch ihren Auftritt als historische Erzählerin in einem dokumentarischen Video ergänzt. Bei der Berliner Uraufführung des faktenbasierten Gerichtsdramas JUST MERCY (USA; Regie Destin Daniel Cretton; mit Michael B. Jordan und Jamie Foxx) saß Dudley in der Expertenrunde zur Thematik „Justizmord und Schwarzsein“. Zudem übersetzt sie offiziell im Auftrag der Internationalen Filmfestspiele Berlin (Presse und Sektion Generation).
Ort: Historisches Museum Bielefeld, Ravensberger Park 1
Eintritt: 10€, Karten gibt es in der mondo buchhandlung